Bobby and Friends

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Hi, schön, dass du da bist. 
Ich heiße Bobby und ich möchte dich gerne auf eine kleine Reise durch unsere Ponywelt mitnehmen. Mit dabei sind natürlich auch meine Freunde, Rocky, Peggy, Paul und co. Denn uns Ponys trifft man eigentlich nie alleine an. Wir sind doch Herdentiere. Am wohlsten fühlen wir uns inmitten unserer Familie. Unserer Herde. Wir brauchen unsere Kumpels, um glücklich zu sein. Und darum geht es doch. Ums glücklich sein. Auch bei uns Ponys. Wir sind nämlich am allerliebsten glücklich. Genau so wie du. Genau so wie alle Lebewesen. 
Aber jedes Lebewesen macht etwas anderes glücklich. 

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Über das Glücklichsein
Meine Freunde und ich möchten dir erzählen, wo wir herkommen, wie wir uns entwickelt haben und wie wir ticken. Wir wohnen ja jetzt bei euch in eurer Menschenwelt. Nicht mehr in der Pferdewelt. Nicht mehr in der freien Natur. Wir leben bei euch in Ställen und unsere Wiesen haben Zäune. Wir wandern nicht mehr Tag und Nacht durch die Prärie, sondern wir tragen euch auf unserem Rücken über Sandplätze. Wir knabbern nicht mehr den ganzen lieben langen Tag so vor uns hin, sondern wir haben so wie ihr Frühstück, Mittagessen, Abendessen.
Unser Leben hat sich in den letzten paar Hundert Jahren total verändert. Wir leben jetzt nicht mehr das wilde Ponyleben, das wir so gut kannten. Sondern jetzt leben wir in der Menschenwelt. In der kennt ihr euch besser aus. Da wisst ihr besser als wir Ponys, was man gut und sicher machen kann und was gefährlich ist. 
Aber wir Ponys wissen noch ganz genau, was für uns wichtig ist. Lebenswichtig. Glückswichtig. Und wir wissen auch noch sehr gut, was uns glücklich macht. Denn das alte Wissen unserer Vorfahren steckt ganz tief in uns drin. Und je mehr ihr über uns wisst, desto mehr versteht ihr auch, was wir Ponys brauchen um glücklich zu sein. Deshalb haben wir uns gedacht, wir erzählen euch jetzt einfach mal was über uns.

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WO WIR HERKOMMEN

Pferd der Morgenröte
So nennt man unserer frühesten Vorfahren. Ist das nicht ein wunderschöner Name? Natürlich gibt es auch einen wissenschaftlichen Namen. Oder besser sogar zwei: Eohippus und Hyracotherium. Aber ich finde es reicht, wenn man sich Morgenrotpferdchen merkt. Bei dem anderen Namen bekommt man eh einen Knoten in der Zunge. Und das will doch keiner. Und der Name `Morgenrot-Pferd´ sagt uns auch, dass es uns Pferde schon so unglaublich lange gibt. Nämlich seit einer Zeit, als die Welt noch ganz jung war.

Die ersten Pferde hat es wahrscheinlich schon vor 60 Millionen Jahren gegeben. Das ist so unglaublich lange her, dass ich mir das gar nicht richtig vorstellen kann. Euch Menschen gibt es ungefähr seit 2 Millionen Jahren. Das heißt dann doch, dass wir Pferde 58 Millionen Jahre mehr Lebenserfahrung haben als ihr? Schon spannend, oder?
Das heißt auch, dass wir Pferde Weltmeister darin sind, uns anzupassen.
Denn in der ganzen Zeit hat sich die Welt so sehr verändert, so sehr, dass ganz viele Tierarten diese Veränderung nicht überlebt haben. Aber wir Pferde haben uns immer angepasst und haben es deshalb geschafft.

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WALDPONYS
Zuerst haben wir in sumpfigen Wäldern gelebt. Da konnten wir uns gut im Gestrüpp vor Raubtieren verstecken. Gefressen haben wir hauptsächlich Blätter und Beeren. Im Wald war es natürlich praktischer, wenn man klein war. Bei all den Ästen und Zweigen. Deshalb waren unsere Vorfahren auch nur so groß wie ein Fuchs. Ungefähr. Und die hatten auch noch keine Hufe. Sondern Zehen. 4 vorne und 3 hinten. Damit konnten sie viel besser auf dem sumpfigen Boden rumlaufen. Wir hatten einen kurzen Hals und einen etwas gewölbten Rücken. Eigentlich recht niedlich. So konnten wir super durch das Unterholz streifen. 

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STEPPENPONYS
Aber dann, nach vielen, vielen Millionen Jahre hat sich das Klima schon mal gewandelt. Es wurde immer wärmer und wärmer. Die Wälder wurden kleiner. Aus den Sümpfen wurden große Graslandschaften und dann Steppen. Da gab es keine Bäume mehr, hinter denen man sich verstecken konnte. Sondern harten, sandigen Boden und trockenes Gras. Damit unsere Vorfahren dort überleben konnten, haben sie sich immer mehr verändert. Das hat ewig lange gedauert. Aber es hat funktioniert.Unsere Ur-ur-urgroßeltern wurden immer größer und ihre Beine länger. So konnten sie super schnell vor Raubtieren wegrennen. Denn hinter Bäumen verstecken ging ja jetzt nicht mehr. Ohne Bäume.Aus den Zehen sind allmählich harte Hufe geworden. Damit konnten sie auf dem teilweise sandigen Boden viel besser und schneller laufen. Damit sie sehen konnten, ob sich irgendwo auf der freien Fläche ein Raubtier anschlich, war es besser, dass ihre Augen an der Seite vom Kopf sind. So können wir Pferde nämlich fast ganz rund um sehen.Und ich kann sofort erkennen, wenn sich mein Freund Rocky von hinten anschleichen möchte, um mir mein Heu zu klauen. Und auch meine Ohren sagen mir sofort, wenn sich irgendwas hinter mir tut. Wenn zum Beispiel die Futterkammertür geöffnet wird. Denn unsere Pferdeohren sind wir kleine Radarschirme. Sie können sich vor und hinter drehen und hören jedes noch so leise Geräusch. Das haben wir auch von unseren Vorfahren geerbt. Denn die brauchten die allerbesten Ohren, um auf der weiten Steppenlandschaft sofort zu hören, wenn sich da ein hungriger Löwe anpirschen wollte.Und noch etwas ganz wichtiges haben wir von unseren Ur-ur-urgroßeltern gelernt:am sichersten und glücklichsten sind wir, wenn wir in einer Herde leben.

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HERDENTIER
Das Glück der Erde ist das Leben in der Herde

Denn in einer Herde sind wir immer füreinander da.
Wir können zusammen spielen und toben. Das macht nicht nur Spass, sondern das macht uns auch fit. Durch Wettrennen werden wir schnell. Beim Toben müssen wir flink sein. Und unsere kleinen Kämpfe unter Freunden machen uns stark und mutig. All das brauchen wir, um in der freien Natur zu überleben. Um unser Pony zu stehen, in der wilden Welt. In einer Welt, in der es Raubtiere gibt und Beutetiere. In einer Welt, in der wir Ponys dummerweise zu den Beutetieren gehören.
Aber genau das hat uns zu den tollen Tieren gemacht, die wir jetzt sind.
Schnell, anmutig, wachsam.
In der Herde kümmern wir uns umeinander. Wenn es uns juckt, weil unser Winterfell runter soll, oder wenn wir gerne kuscheln möchten, machen wir einfach mit einem Freund Fellpflege. Da knabbert mein Freund an meiner Mähne und ich an seinem Rücken. Das ist sooo angenehm.
In der Herde lernen wir auch voneinander. Die älteren Ponys zeigen uns, was man fressen kann und was lieber nicht. Bei ihnen können wir die ganzen Tricks abschauen, die man braucht, um in einem Wettkampf zu gewinnen. Wir sehen jeden Tag, wie man auf Babys aufpasst, junge freche Ponys erzieht und wie man das Herz eines Freundes oder einer Freundin gewinnt, wenn man sich verliebt.
Und was ganz besonders wichtig ist: wir passen aufeinander auf.
Denn stell dir mal vor, ich müsste immer selber, ganz alleine aufpassen, ob ich gerade in Gefahr bin. Ob sich gerade ein Raubtier anpirscht. Ich könnte dann ja nie richtig tief und fest schlafen. Und auch beim Fressen müsste ich ständig rum schauen. Und ihr wisst ja, das ist nicht gerade gesund, wenn man sich nicht aufs essen konzentriert. Ich käme nie richtig zur Ruhe und wäre ständig im Stress. Das wäre wirklich total ungesund.
Aber in einer Herde ist das ganz anders. Da gibt es immer jemanden, der Wache hält und auf alle aufpasst. Sodass sich alle Anderen ausruhen können.
Meistens sind das die Herdencheffs. Die Leitstute oder der Leithengst. Aber die brauchen ja natürlich auch Ruhepausen. Deshalb wird durchgewechselt. So dass jeder mal drankommt mit Wachehalten. Jeder, der das gut machen kann.
Das kann natürlich nicht jeder gleich gut in unserer Herde. Das ist ja klar. Aber jeder kann etwas gut. Jeder was anderes und was eigenes. Da gibt es welche, die ganz besonders gut im Zuhören sind. Wenn man mal was wichtiges zu erzählen hat.
Ein anderer kann ganz toll trösten, wenn man traurig ist.
Und eine ist total witzig. Das ist super. Denn das Leben in der Wildnis ist nicht immer lustig. Machmal haben wir lange, kalte Wintertage zu überstehen. Was glaubt ihr, wie genial es dann ist, wenn man ein Pony in der Herde hat, das spannende Geschichten erzählen kann.
Darum ist jede Ponyherde kunterbunt. Selbst, wenn wir alle die selbe Haarfarbe haben. Selbst dann sind wir kunterbunt. Innen drin in uns, sind wir bunt. Denn jedes Pony in der Herde hat ein ganz eigenes Wesen. Eine eigene Farbe.

Genauso wie bei euch Menschen. Ihr seid auch ein total bunter Haufen. Jeder Mensch, dem ich bis jetzt begegnet bin, war anders. Eigen. Strahlt in einer ganz eigenen Farbe. Ist das nicht wunderbar? Ihr seid ein Menschenregenbogen in eurer Menschenherde. Wir sind ein Ponyregenbogen in unserer Herde.
Und alle zusammen sind wir ein Lebewesenregenbogen. Ein riesiger Lebewesenregenbogen. Der eben deshalb so bunt ist, weil jeder ein bisschen anders strahlt. Egal, ob Pony oder Mensch.
Jeder hat seine Art, die ganz wichtig ist und ihren Platz in der Herde hat. 

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RANGORDNUNG
Nicht gleich, aber gleichwertig

Meine Kumpels und ich streiten manchmal. Ja, das kommt auch bei uns Ponys vor. Denn auch wir sind nicht immer einer Meinung. Was mich manchmal wundert. Denn es ist doch klar, dass ich so ziemlich der coolste in der Herde bin. Ich meine, schau mich doch mal an: perfekte Größe, perfekter Körper, perfekte Farbe. Aber Rocky meint, er sei viiiiel cooler. Das sage ja schon sein Name: Rocky, der coole Huzule.
Na, und dann möchten wir es natürlich wissen. Wettrennen, zwicken, schubsen, austricksen. Wer ist stärker, schneller, geschickter? Wer könnte die Herde besser anführen, ernähren, beschützen?
Das volle Programm. Aber alles natürlich nur im Spiel. Denn wir leben ja schon so lange in unserer Herde zusammen. Wir kennen uns. Und wir kennen unsere Fähigkeiten. Wir sind ein eingespieltes Team.
Bei uns hat jeder seinen Platz gefunden. Und da unser Leben hier am Hof ziemlich geregelt und sicher ist, müssen wir das auch nicht immer wieder überprüfen. Bei uns passiert es höchstens ganz allmählich mit der Zeit, dass einer von uns im Alter müder und schwächer wird. Aber in unserem geschützten Hofleben ist das kein großes Thema. Hier können wir uns einfach etwas zurückziehen, wenn uns das Leben müde gemacht hat. Dann bekommen wir unser Seniorenmüsli und einen eigenen ruhigen Offenstallplatz mit unserer Liebsten.
Und trotzdem haben auch wir hier in der Menschenwelt, auf dem Ponyhof, eine AnführerIn. Eine Stute, oder einen Wallach. Ein Pferd, dass so stark und mutig ist, dass wir ihm oder ihr alle vertrauen. Uns anvertrauen. Unser Leben anvertrauen. Das ist hier natürlich nicht so eine große Sache. Denn hier kümmert ihr Menschen euch ja auch um uns. Aber das steckt einfach so tief in uns drin. Das können wir nicht anders. Das haben wir so von unseren Ur-Ur-Urgroßeltern übernommen.

Wir leben am liebsten in der Herde. Und innerhalb der Herde gibt es eine Ordnung.
Eine Rangordnung. Damit jeder genau an dem Platz ist, den er am besten kann. So ähnlich, wie ihr das zum Beispiel beim Fussballspielen macht. Einer ist im Tor, einer in der Verteidigung und eine andere ist eine super Stürmerin. Und es gibt einen Chef oder eine Chefin. Jemand, der die meiste Erfahrung hat und die ganze Mannschaft am besten anführen kann.

Bei uns Pferden sind das die Leitstute und der Leithengst.
Für unsere Freunde, die in der freien Natur leben ist das total wichtig. Denn die beiden sorgen dafür, dass ihre Herde genug zu fressen und zu trinken bekommt. Dass sie einen sicheren und angenehmen Schlafplatz findet und dass sie Fressfeinden aus dem Weg geht. Kurz um, dass sie überlebt. Denn das ist in der Natur für ein Beutetier gar nicht so leicht.

Um das alles zu schaffen brauchen sie eine Menge toller Eigenschaften.
Sie müssen stark und mutig sein. Flink und schnell. Intelligent und schlau. Fürsorglich, verantwortungsbewusst, nachsichtig. Und sie brauchen ganz viel Erfahrung.

Damit sie zum Beispiel wissen, wie sie am besten zum sicheren Schlafplatz kommen, ohne den Wölfen über den Weg zu laufen.

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BEUTETIER - FLUCHTTIER
Das Glück der Pferde ist das Raubtier in der Ferne

Wie ihr schon wisst, gehören wir Ponys nun leider zu den Tieren, die von anderen Tieren gefressen werden. Wenn wir ganz großes Pech haben, sind wir die Beute eines Raubtieres. Besonders beliebt sind wir bei Löwen, Tigern und jeder Menge Raubkatzen. Wölfe, Schakale, Wildhunde gehören auch zu unseren Fressfeinden.
Aber wie du dir vorstellen kannst, versuchen wir alles, damit wir kein Festtagsschmaus für Raubtiere werden. Denn das will natürlich keiner von uns Ponys.

Das war auch eine der wichtigsten Aufgaben und Herausforderungen unserer Ur-Ur-Urgroßeltern. Nicht gefressen werden. Am Leben bleiben. Überleben.
Und das es uns Ponys immer noch gibt, ist der beste Beweis dafür, dass sich unsere Vorfahren was total Gutes haben einfallen lassen. Unsere Strategie heißt: FLUCHT
Wir laufen weg. Ganz schnell. Nicht weil es uns an Mut fehlt. Absolut nicht! Da muss erst mal jemand kommen, der mutiger ist als meine Kumpels und ich! Den möchte ich sehen!
Nein, wir laufen weg, weil wir so unfassbar schnell sind. So schnell, dass wir alle Raubtiere ohne Probleme abhängen könnten.
Also fast alle. Fast immer. Zumindest so oft, dass sich unsere Vorfahren dazu entschlossen haben Fluchttiere zu sein. Für immer und ewig. Fluchttier for ever!
Wenn eine Tierart etwas schon immer und ewig so macht, weil sie damit am besten überleben kann, dann geben sie das an ihre Kinder weiter. Das passiert ganz von alleine. Das nennt man dann Instinkt.
Wenn man als Pony auf die Welt kommt, dann ist man von Geburt an ein Fluchttier.
Das ist einfach so. Ob man das möchte oder nicht.

Aber meine Kumpels und ich, wir möchten das natürlich. Denn dann kann jeder sehen, wie unfassbar schnell wir laufen können.

Jedes Lebewesen hat sich seine ganz eigenen Tricks ausgedacht, um bei Gefahr zu überleben.
Der Igel zum Beispiel rollt sich ein und schützt sich mit seinen Stacheln wie eine Stachelkugel. Das Chamäleon kann seine Farbe verändern und der Leopard greift an.

Aber ganz ehrlich, ich finde meine Fellfarbe genau so extrem stylisch wie sie eben ist. Die will ich doch nicht verändern. Ich will doch nicht plötzlich grün werden, nur weil ich auf einer grünen Wiese stehe. Oder blau, wenn ich durch einen Fluß wandere.

Fürs angreifen sind wir viel zu friedlich. Pferde sind nämlich Friedtiere.
Obwohl, ich sag´s euch. Wenn es hart auf hart kommt und wir mal nicht fliehen können, dann findet ihr kein gefährlicheres Team als Rocky, Paul, Peggy und mich. Friedtier hin oder her.

Und das mit der Stachelkugel wäre mir viel zu anstrengend.

Also doch lieber laufen. Dem Leopard davon und dem Leben entgegen.
Kommt, ihr Ponys dieser Welt: lasst uns laufen, rennen, jagen und rasen.
Bis ans Ende der Welt. Ok, bis zum Ende der Koppel. Oder, warte mal, bis zum nächsten Grasbüschel. Fressääään!!!

Denn Fressen ist ein gaaaanz wichtiges Thema bei uns Ponys.
Deshalb brauchen Leitstute und Leithengst ihre Erfahrung auch, um genau zu wissen, wo es die allerleckersten und sichersten Futterplätze gibt.

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DAUERFRESSER-PONY
Das Glück der Pferde wächst grün und lecker aus der Erde

Wir Ponys können nämlich den ganzen Tag lang fressen. Und in der Nacht. Stundenlang.
Das haben wir auch von unseren Ur-Ur-Urgroßeltern gelernt.
Die mussten den ganzen Tag fressen, weil das Gras, das es damals in der Steppe gab, ganz mager war. So ähnlich wie Knäckebrot. Da mussten die Urponys besonders viel davon fressen. Bis zu 18 Stunden am Tag. Nur so konnten sie genug Nährstoffe abbekommen. Um stark und schnell und wunderbar zu bleiben. Und gesund natürlich.
Ausserdem macht fressen Spass. Und es macht glücklich.
Mich zumindest. Und meine Kumpels auch. Wir fressen für unser Leben gerne.
Am liebsten auch 18 Stunden am Tag. Aber bei uns hier wäre das gar keine gute Idee. Im Gegenteil. Das wäre total gefährlich. Denn hier in der Menschenwelt ist das Gras, das jetzt auf den Wiesen wächst sehr nährstoffreich. Es ist jetzt nicht mehr so wie Knäckebrot, sondern eher so ähnlich wie Sahnetorte. Wenn wir davon 18 Stunden lang fressen würden, würden wir todkrank werden. Und das will keiner. Aber was soll ich sagen, wenn da Gras ist, grün und saftig, dann ruft es uns, dann zieht und zerrt uns eine innere Kraft dorthin. Zum Gras. Das ist der Instinkt, der tief in uns verwurzelt ist. Und der uns immer daran erinnert, dass wir eigentlich Steppentiere sind. Im Herzen Wildtiere, die stundenlang über weite Flächen wandern, dem Ruf der Freiheit folgend, auf der Suche nach Abenteuern, Herausforderungen und...ok, nach Gras. 

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BEWEGUNGSTIER - LAUFTIER
Das Wandern ist des Ponys Glück

`Wer rastet, der rostet´ Diese bekannte alte Ponyweisheit bekommen wir schon in den ersten Stunden unseres Lebens ans Herz gelegt. Kaum sind wir geboren, geht es auch schon los.
Kein tage-wochen-monatelanges Rumgekuschel auf weichen Kissen. Kein getragen werden und keine ersten Krabbelversuche nach ein paar Monaten. Nein, nein. Wir Ponys sind Baby-superhelden. Schon ein paar Stunden nach unserer Geburt können wir stehen UND laufen. Und zwar richtig. Und das, obwohl wir gleich 4 Beine bewegen müssen. Und zwar in der richtigen Reihenfolge. OK. Das sieht etwas witzig aus am Anfang. Ein bisschen so wie ein Weberknecht, der nach einer Stunde aus dem Kettenkarussell aussteigt. Also, bei anderen Ponyfohlen sieht das so aus. Bei mir natürlich nicht. Ich bin gleich stolz und elegant hinter meiner Mutter hergelaufen. Klar.
Und wie alle Ponys wusste ich auch sofort, dass es hier nicht darum ging, ewig liegen zu bleiben und von meinen großen Taten zu träumen, die da auf mich warten, in der Welt.
Die erste große Ponytat wartete jetzt schon auf mich. Jetzt handeln. Aufstehen und los. Und ich schwör euch. Wir Ponys können das. Schon ein paar Stunden nach unserer Geburt stehen wir auf und laufen mit unserer Herde mit.
Wir Ponys sind Bewegungstiere. Unsere Urgroßeltern überlebten nur, weil sie ständig in Bewegung waren. Das Gras in der Steppe ist mager und weit verteilet. Sie mussten täglich viele Kilometer wandern, um ausreichend Gras zu erwischen.
Wasser ist manchmal schwer zu finden in der Natur. Meist mussten sie stundenlang laufen, bevor sie an eine Quelle, einen Fluss oder an einen kleinen Tümpel kamen. Sichere Schlafplätze waren oft weit weg. Und dann war da natürlich auch immer die Gefahr von Raubtieren erwischt zu werden.
Um dann schnell genug fliehen zu können, musste man immer und überall bereit dazu sein. Und vor allem fit. Gut durchtrainiert. Sportlich.
Wir Ponys sind also richtige Sportler. Wir können super viel laufen. Und wir müssen super viel laufen. Unser ganzer Körper, alles an und in uns ist genau darauf ausgerichtet. Unsere Muskeln,
unser Herz, unsere Lungen, alles ist perfekt um täglich viele Kilometer zu schaffen.
Unsere Vorfahren konnten 60 Millionen Jahre überleben, weil sich ihr Körper genau an die Anforderungen der Natur angepasst hat. Laufen, laufen, laufen.
So funktioniert unser Ponykörper. Unser Ponykörper braucht diese viele Bewegung, um gesund zu bleiben. Wenn wir uns viel bewegen, bleiben unsere Muskeln elastisch. Unser Herz bleibt stark. Und unsere Lungen bleiben kräftig. Sogar unsere Verdauung funktioniert nur, wenn wir uns ganz viel bewegen. Nur dann können wir all diese wunderbaren Pferdeäpfel hervorzaubern. Und die sind fürwahr nicht zu unterschätzen. Nicht nur, weil sie bestes Pflanzenfutter sind. Sondern auch, weil sie euch zeigen, ob und wie gesund wir sind. Aber dazu später.

Jetzt haben wir also schon eine ganze Menge erzählt.
Ihr wisst jetzt, das Pferde Herdentiere sind, die aus der Steppe kommen.
Das Ponys wir etwas anders sind, weil Ponys eigentlich immer noch in Wäldern, Sümpfen und Bergen wohnen, darüber reden wir noch. Später.
Ihr habt erfahren, dass Pferde und Ponys Dauerfresser sind, die eigentlich nur Fresspausen machen, um zwischen drin, über den ganzen Tag verteilt, kleine Döse-und Schlafpausen einzulegen. Denn wir Pferde teilen unser Leben nicht so ein, dass wir den ganzen Tag über wach sind und nachts mehrere Stunden am Stück schlafen. Nein, nein. Wir verteilen dieses wunderbaren Schlaf-und Dösepausen über den ganzen Tag und die ganze Nacht. Fressen, schlafen, fressen, dösen, kuscheln, fressen, schlafen, spielen.....Ist das nicht wunderbar?

Ihr wisst jetzt, dass wir Beute-und Fluchttiere sind. Und daher versteht ihr auch, warum wir ganz plötzlich erschrecken und weglaufen können. Und dass das ganz normal ist.
Und ihr kennt den Grund dafür, warum wir Bewegungstiere und Lauftiere sind.

Und ihr wisst sogar, dass wir FRIEDTIERE sind.
Das wissen nämlich ganz wenige Menschen.
Aber das ist super hilfreich, wenn ihr das wisst. Denn dann versteht ihr auch, dass unsere Art mit Gefahren und Stress umzugehen im Grunde immer friedlich ist.
Wir laufen einfach weg. Wenn wir Angst haben. Wenn wir Schmerzen fürchten. Wenn wir was nicht kennen. Wenn wir uns erschrecken. Wenn wir eine ganz komische Stimmung spüren.
Wenn etwas unangenehm für uns ist, gehen oder laufen wir einfach weg.
Wir kämpfen nicht, wir streiten nicht. Wir gehen.

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FIGHT, FLIGHT, FREEEZEKÄMPFEN, FLIEHEN, ERSTARREN
Wir haben ja darüber geplaudert, so von Pony zu Mensch, dass jedes Tier seine ganz eigene Taktik gefunden hat um zu überleben. Manche kämpfen, andere fliehen und wieder andere stellen sich auch mal tot. 
Wir Ponys und Pferde fliehen. Wenn wir die Möglichkeit dazu haben. Aber wenn wir nicht fliehen können, wenn wir eingesperrt sind, angebunden sind oder festgehalten werden, dann kommt es schon mal vor, dass wir uns verteidigen. Dann kann es sein, dass wir kämpfen. Um unser Leben, unsere Unversehrtheit, um unser Futter, unser Recht, unsere Würde. Denn natürlich möchten auch wir Ponys auf keinen Fall, dass uns was passiert. Weil auch wir Schmerzen total blöd finden. Wie gesagt, wenn wir können, dann gehen wir lieber dem Stress, dem Schmerz und der Gefahr aus dem Weg. Wir weichen. Wir wählen immer den friedlichen Weg. Nur, wenn uns das nicht möglich ist, nun, dann bleibt uns manchmal nichts anderes übrig, als auch mal zu schubsen, zu treten oder zu beissen.Das kommt jedoch ganz selten einfach so. Wenn du uns genau anschaust, beobachtest, hinschaust, dann siehst du eigentlich immer, dass wir dir schon vorher gesagt haben, wenn was ist. Wenn was schlimm für uns ist. 
Nur, wenn wir nicht so leben können, wie wir es von unseren Vorfahren gelernt haben, dann wissen wir uns manchmal nicht anders zu helfen. 
Wir Ponys und Pferde sind so unterschiedlich. Groß und klein und mittel. Schnell oder eher gemütlich. Von ganz ruhig bis super turbo. Brav und schüchtern oder mutig und frech. Alles geboten. Die Ponyregenbogenherde ist bunt wie eine Blumenwiese. Genau wie bei euch Menschen ist jeder von uns ganz was eigenes. Aber eines verbindet uns Pferde. Wir sind Pferde. Mit einer Pferdevergangenheit, Pferdebedürfnissen und Pferdeinstinkten. Wir werden uns immer wie Pferde verhalten. So wie ihr euch immer wie Menschen verhalten werdet. Und solange wir das voneinander wissen und nicht vergessen, dann können wir uns mit Respekt begegnen und gegenseitig so sein lassen wie wir sind. Das Einzigartige des Anderen erkennen und das Andersartige des Einzelnen geniessen. 

Die PDF zu dieser ganzen Geschichte kannst du Dir hier runterladen und für immer behalten !