Monia and Friends

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Sehr toll, dass du hier bist! 
Es freut mich wirklich, dass du mehr über uns erfahren möchtest. Ja, es stimmt, wir sind groß und stark und schnell. Wir können euch über den Reitplatz und in die weite Welt tragen. Ihr könnt auf uns reiten, springen, jagen. Sogar turnen. Aber es gibt so viel mehr, was wir miteinander erleben können. Es gibt so viel mehr, was wir voneinander lernen können. Meine Freunde und ich bemühen uns sehr, euch und eure Welt zu verstehen. Und es ist mir eine große Freude, dich ein stückweit in unsere Welt mitzunehmen. Denn je mehr wir voneinander wissen, desto besser verstehen wir uns und umso mehr Spass können wir miteinander haben. Ganz besonders freue ich mich auf den Teil, in dem ich dir erkläre, wo genau ich am allerliebsten geschubbert werde. Und wie. Und wann. Und damit ich dir das dann haargenau beschreiben kann, übe ich das jetzt gleich nochmal mit meinen MenschenfreundInnen. Regina meinte, es sei für sie in Ordnung, wenn sie solange schon mal mit der Geschichte, unserer Geschichte, beginnt. Ich komm dann später auch dazu. Aber jetzt brauch ich erst ganz dringend eine Runde Fellpflege. Giro meinte, er würde schon mal anfangen, bis die Kinder dann kommen und weitermachen. 
Also. Tschüssi! Ich muss looos. Viel Spass solange. Bis denne..

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Pferde sind Pferde
Und deshalb sind sie in vielen Dingen ganz anders als wir Menschen.Pferde lieben Heu und Gras, beknabbern sich gerne gegenseitig mit den Zähnen und wälzen sich leidenschaftlich im Sand. Wir dagegen bevorzugen Pasta und Pizza, schreiben uns stundenlangWhatsApp Nachrichten und räkeln uns auf dem Sofa vor dem Fernseher.Aber es gibt ein paar Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und Pferden. Wichtige Gemeinsamkeiten.Denn wir alle, Menschen und Tiere, sind fühlende Wesen. Pferde möchten genau wie wir glücklich sein und Leid vermeiden. Ich glaube, unsere eigentliche Aufgabe ist es, glücklich zu sein. Aber nicht auf Kosten anderer.Wir lieben Pferde. Das Zusammensein mit Pferden macht uns glücklich. Sie geben uns so viel.In ihrer Größe finden wir Schutz, ihre fürsorgliche Art schenkt uns Geborgenheit, in ihrer Körperlichkeit spüren wir Nähe, ihre Schnelligkeit gibt uns das Gefühl von Freiheit.Sie tragen uns, sie erkennen uns, sie begleiten uns.Und wir möchten, dass es ihnen gut geht, dass sie sich in unserer Gesellschaft wohl fühlen, dass sie glücklich sind.Um zu wissen, was unsere Pferde brauchen, damit es ihnen gut geht, müssen wir viel, sehr viel über sie wissen. Denn nur so können wir ihnen das zurückgeben, was sie auch uns geben: Schutz, Geborgenheit, Nähe, Freiheit.Wir haben die Natur verändert, deshalb müssen wir unseren Tieren helfen, die Welt, in der sie jetzt leben, zu verstehen, sich in ihr zurechtzufinden und sich wohl zu fühlen.Dazu brauchen wir ein Wissen über ihre Vergangenheit, über ihre Entwicklungsgeschichte.Wo kommen sie her, wie haben sie gelebt, wie haben sie überlebt?Wenn wir den Ursprung ihres Verhaltens und ihrer Bedürfnisse kennen, wenn wir erkennen, woher bestimmte Eigenheiten kommen und wenn wir verstehen, was ihnen Angst macht, dann haben wir eine große Chance, das Humphrey Bogarts legendärer Satz auch für uns und unsere Pferde zutrifft:
Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

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Pferd der Morgenröte
Ist das nicht ein wunderschöner Name? So nennen wir die Pferde, die es schon vor undenkbar langer Zeit gab. Die Vor-Vor-Vorfahren unserer Pferde.EOHIPPUS heißen die kleinen Urpferdchen, oder auch Hyracotherium. Das ist der neuere Namen, den die Wissenschaft den Pferdevorfahren gegeben hat. Aber das ist schon ein ziemlicher Zungenbrecher. Auf alle Fälle haben sie schon vor mehr als 60 Millionen Jahren gelebt. Zumindest nimmt man das so an. Denn wissen können wir das natürlich nicht.Wir können uns das nur aufgrund der Ausgrabungsfunde erklären.Wunderbar neugierige Menschen suchen und graben und forschen in der ganzen Welt herum, um rauszubekommen, woher wir kommen, wie wir früher gelebt haben und wie wir es geschafft haben, all die Veränderungen der Welt zu überleben. Wir und alle Lebewesen, die sich mit uns zusammen auf dieser gemeinsamen Welt herumtreiben.
Das Eohippus, das Morgenrötepferdchen, war ganz klein. Eher wie ein Fuchs, oder ein Hase. Und es hat ein bisschen wie eine Gazelle ausgesehen.Es lebte in den Wäldern und hatte noch keine Hufe, sondern Pfoten mit Zehen. Vorne 4 Zehen und hinten 3 Zehen an jeder Pfote.Mit der Zeit (also wir reden hier von wirklich viiiiel Zeit) veränderte sich das Klima und somit die ganze Welt. Viele Tierarten sind in Laufe der Veränderung der Weltausgestorben. Entweder, weil sie mit dem Klima nicht zurecht kamen (zu heiß, zu trocken, zu kalt, zu nass), oder weil sie den neuen Lebensraum nicht vertrugen, weil sie die veränderte Nahrung nicht annehmen konnten, oder weil sie den neuen Gefahren nicht gewachsen waren.Die Pferde haben diese wunderbare Gabe, sich gut an Veränderungen anpassen zukönnen. Anfangs lebten sie in Wäldern, knabberten Laub und Rinde, Äste und Wurzeln.Bei Gefahr konnten sie sich wunderbar im Dickicht der Wälder verstecken.Als dann die Wälder mehr und mehr verschwanden und der Lebensraum der Pferde dieSteppe wurde, konnten sich nur diejenigen Pferde fortpflanzen, die sich am besten anpassen konnten. Gefragt war jetzt vor allem die Fähigkeit, sehr schnell fliehen zu können. Denn mit verstecken war da jetzt nicht mehr viel drin, in der baumlosen Steppe. Wenn sich da ein Fressfeind anpirschte, eine Raubkatze, ein Wildhund, dann galt es zuallererst einmal, diesen Feind so schnell wie nur irgend möglich zu erkennen. Um dann blitzgeschwind zu reagieren und schnell wie der Wind zu fliehen. Wer das richtig gut konnte, überlebte und konnte sogar eine Familie gründen. Kinder bekommen. Und somit seine ganz besonderen Überlebensfähigkeiten vererben. Gewonnen hatten die Pferde, wenn sie eine gute Rundumsicht hatten.Also Augen seitlich am Kopf. Am schnellsten konnte man laufen, wenn man nicht 3 oder 4 Zehen hatte (die waren super für den Waldboden gewesen), sondern Hufe.Jetzt war ein großer Mittelzeh, also ein Huf, perfekt dazu geeignet, sich im Sand Halt zu verschaffen und gut abstoßen zu können. Da konnte man dann richtig schnell laufen.Lange Beine halfen natürlich auch genial, um schnell fliehen zu können. Also war es sinnvoll, größer zu werden. Je schneller man den Fressfeind wahr nahm, desto schneller konnte man sich in Sicherheit bringen.Also super Augen, extra feines Gehör, empfindliche Nase.Und so entwickelten sich die Pferde in 60 Millionen Jahren zu diesen empfindsamen, anmutigen, schnellen Tieren die uns so sehr faszinieren.

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Das Pferd ist einHERDENTIER
Pferde lebten also zuerst in den Wälder, dann in der Steppe. Auch jetzt noch gibt es Pony-und Pferderassen, die in den Bergen leben. Andere haben ihr zuhause in Wüsten und Steppenlandschaften. Und es gibt auch Ponys, die in wilden Landschaften mit Sümpfen und Schluchten, Wäldern und großen karstigen Flächen zuhause sind. Wie zum Beispiel die Islanponys, oder auch die wilden kleinen Ponys auf den Britischen Inseln. Da gibt es jede Menge Ponyrassen, die aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken wären. Ein paar dieser Gesellen wohnen auch bei uns: Minishettlandpony, Shettlandpony, Exmoorpony, Welschpony, TinkerponyAber ganz egal, wie der Lebensraum der Ponys und Pferde aussieht, sie möchten immer in Gruppen zusammen leben, sie sind immer Herdentiere.Es gibt im Großen und Ganzen zwei unterschiedliche Herdenverbände:die Familienherde und die HengstherdeIn der Familien-oder Mutterherde leben hauptsächlich Stuten, Fohlen und Jungtiere.Und es gibt einen erwachsenen Hengst, den Leithengst. Ab und an bleiben auch ein oder zwei Junghengste bei der Familie, um den Vater bei seiner großen Aufgabe, die Herde zu beschützen, zu unterstützen.In einer Herde leben meist so ungefähr 8-12 Tiere zusammen.Wenn die Herde zu groß wird, funktioniert das Zusammensein nicht mehr so gut.Wenn nun also die Jungs allmählich erwachsen werden, muss eine Entscheidung getroffen werden.Wenn sie gute Führungsqualitäten haben, können sie zusammen mit ein paar Stuten der Herde eine neue Familie gründen.Wenn sie sehr gut führen können und stark und mutig sind, werden sie den Leithengst herausfordern und versuchen, ihn von seinem Posten zu schubsen. Sie kämpfen solange miteinander, bis sich zeigt, wer der beste Leithengst ist. Es ist ihr Ziel, die beste Führung für die Herde zu finden und nicht, den Rivalen zu töten. Pferdesind Friedtiere. Es liegt nicht in ihrer Absicht, den anderen zu töten. Nur zu vertreiben.Die Hengstherde ist so eine Art Männerwohngemeinschaft. Hier leben nur Jungs und Männer zusammen. Sie wandern zusammen durchs Land, üben sich in Hengstkämpfen, um groß und stark zu werden und träumen insgeheim von einer eigenen Familienherde. Manchmal geht dieser doch leicht romantische Traum auch in Erfüllung. Wenn sie es schaffen, mit ihrem Charm (und ihrer Stärke) einer anderen Familienherde ein paar zauberhafte Stuten abspenstig zu machen. Was gar nicht so schlecht ist, eigentlich sogar dem Plan entspricht, da die Familienherden sonst zu groß werden würden.Oder sie übernehmen gar eine ganze, schon bestehende Herde, wenn der Leithengst zu alt oder krank wird, oder gestorben ist. 
Wenn der Junghengst gewinnt, hat die Herde einen neuen Chef. Der alte Hengst verlässt dann meistens die Herde und zieht alleine durch die weite Welt. Manchmal kann es auch sein, dass er als Berater in der Herde bleibt, wenn er seinen Nachfolger gut akzeptieren kann.

Wenn der Junghengst einsehen muss, dass er noch nicht so weit ist, dem altbewährtem Leithengst noch nicht gewachsen ist, verlässt er die Herde und schließt sich einer Pferdemänner WG an. Einer Hengstherde.
Die einzelnen Herden trennen sich jedoch nicht gänzlich voneinander. Sie bleiben in Rufweite der Mutterherde und bilden einen Herdenverband. Das ist dann sozusagen ein Dorf, ein wanderndes Pferdedorf, das aus vielen Familien besteht.
Sie beschützen einander, wenn es gefährlich wird, wandern gemeinsam von Weideland zu Weideland und bilden ab und an eine neue Familienherde.
So ein Herdenverband kann schon mal aus 600 Pferden bestehen.

In jeder Familie, in jedem sozialen Verband, braucht es unbedingt Regeln, die ein friedliches und gerechtes Miteinander ermöglichen. Das gibt es natürlich auch in der Pferdeherde. Das nennt man dann Rangordnung.
In der Mutterherde ist es die Leitstute, die die Herde anführt. Sie ist die Wegbestimmerin.
Sie kennt sich gut aus, weiß wo die leckersten Futterplätze, die sichersten Wasserstellen und die gemütlichsten Ruheplätze sind.
In der Rangordnung wird geregelt, wer welche Jobs hat und wer welche Rechte bekommt. Wobei diese Rangordnung nichts Starres und Unbewegliches ist, etwas was für immer so festgelegt ist.
Das Miteinander in der Herde lebt und bewegt sich, verändert sich auch. Was jedoch klar ist, ist, dass es ganz bestimmte Jobs gibt, die besetzt werde sollten.
Da gibt es also den Job der Leitstute und den Job des Leithengstes.
Der Leitthengst sichert und beschützt die Herde. Meist bewegt er sich also am Ende der Herde und passt dort auf, dass keiner seiner frechen Söhne oder Töchter sich verbummelt, verirrt oder zurück bleibt.
Auch achtet er auf alle Geräusche und Gerüche, beobachtet jede verdächtige Bewegung. Und wenn dann wirklich Gefahr in Verzug ist, die ganze Herde also fliehen muss, stößt er einen Warnruf aus und setzt sich schon auch mal, zusammen mit der Leitstute an die Spitze der Herde.

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Jede Pferdeherde ist so bunt wie ein Regenbogen
Weil jedes Pferd innen drin in einer anderen Farbe leuchtet

Aber es gibt auch noch jede Menge anderer wichtiger Jobs in so einer Pferdeherde.
Da braucht es jemanden, der besonders gut zuhören kann, wenn einer Pferdeschwester oder einem Pferdebruder etwas auf der Seele liegt und jemanden, der gerne erzählt und den anderen mit Geschichten die Zeit vertreibt, wenn es mal langweilig wird.
In den dunklen, kalten und trostlosen Nächten ist es wunderbar, wenn eines der Pferde albern Blödsinn machen kann, um die anderen zum lachen zu bringen.
Und ein großes Pferdeherz ist unersetzlich, wenn ein Pferd Kummer oder Trauer hat.
Es braucht die starken Rüpelin, die mal den Fuchs vertreibt ebenso, wie den zarten Achtsamen, der die Herde aufmerksam macht, auf die kleinen schönen Dinge der Natur während einer langen und öden Wanderung durch die karge Steppe.
Es braucht die Kritische und den Sturen, den Ängstlichen und die Mutige, die Wilde und den Skeptiker. Zum Durchsetzen, um vorsichtig zu sein, um zu hinterfragen und um einfach mal in die Pötte zu kommen.

Es braucht einfach jeden. Jeden und jede, so wie sie, wie er ist.

Für jedes Pferd gibt es einen Platz, eine Aufgabe in der Herde. Solange es seine Eigenheiten zum Wohle der Herde einsetzt. Und wenn ein Pferd das mal nicht so recht verstanden hat, richtet die Leitstute und der Leithengst dem Pferdchen die Ventile wieder ein. Direkt, deutlich und unverzüglich.

Jeder macht, was er am besten kann

Wie werden nun die unterschiedlichen Aufgaben und Berufe in der Pferdeherde verteilt?
Im Grunde ist das ganz einfach. Jeder macht das, was er am besten kann.
Die Herde ist klein genug, so dass sich alle gut kennen. Sie wissen von ihren Stärken und Schwächen.
Natürlich gibt es auch jede Menge Spiele und Wettkämpfe um rauszubekommen, wer die/der Stärkste, Schnellste, Mutigste etc. ist.

Die Pferdeherde ist also eine gut durchdachte und langbewährte Gemeinschaft.
Sie ist die Lebensform, die dem Beutetier Pferd den Schutz gibt, um überleben zu können.
In der Herde findet das Pferd die Geborgenheit und Führung, um gut versorgt zu sein und die Sicherheit, um sich entspannen zu können. In ihr kann sich das Pferd wohlfühlen.
Und das ist es auch, was das Pferd braucht und daher sucht. Immer.  

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Das Pferd ist ein Tier, welches Sicherheit sucht und sich daher bei einem anderen Lebewesen in Schutz begeben möchte. Immer.

Wenn wir unser Pferd nun also aus der Gemeinschaft holen möchten, um etwas mit ihm zusammen zu machen, nehmen wir es aus seiner Herde, aus seiner Sicherheit heraus.
Unsere Aufgabe ist es daher, unserem Pferd die Herde bestmöglich zu ersetzen.
Ihm Geborgenheit und Sicherheit zu bieten.
Ihm also eine gute Leitstute UND ein guter Leithengst sind.

Wie ist man aber denn so ein gutes Leittier?

Hm... da ist es hilfreich, sich zu fragen, wie denn in der Natur bei Pferdens so eine
Wegbestimmerin, ein Beschützer sein muss.

Wenn da also eine Herde, sagen wir mal in der Steppe herumlümmelt. Bisschen fressen, bisschen dösen, schlafen, knabbern, andere ärgern, Fellpflege machen... was man halt so macht als Pferd in der Natur, nachmittags um halb 5.
Sand, Steine, Geröll, mageres Gras dazwischen. Auch mal ein etwas zerrupfter Saxaulstrauch. Schwirrende Hitze. Ein leichter Wind treibt Trumbleweed-Büsche vor sich her.
Plötzlich ... „ whuuuhuhuu“ .. Wolfsgeheul.

Der Leithengst hört das natürlich sofort. Er stößt einen lauten Warnruf aus.
Die Stute richtet sich auf und jagt los. In Sekundenschnelle folgt ihr die ganze Herde im gestreckten Galopp. Ohne Diskussion, ohne Widerrede.

Warum machen die Pferde das? Haben sie denn keine eigene Meinung?
Wollen sie das nicht erst einmal besprechen?

Bei uns Menschen könnte das eher so aussehen:
„ Wuuhhuuu“ Wolfsgeheuul.
Leitmensch: „ Vorsicht!! Wölfe!“
Leitmenschin hört die Warnung, dreht sich um und richtet ihr Wort an die Herde: „ Also meinen Lieben, ich habe gerade die Nachricht erhalten, dass Wölfe im Anmarsch sind. Dass bedeutet Gefahr! Meine Idee wäre Flucht. Was meint ihr? Irgendwelche Ideen?“

Für unsere Menschenwelt ist die gemeinsame Diskussion und Problemlösung ein guter Weg. Bei Pferden wäre das eher problematisch. Zumindest für die Pferde. Den Wölfen würde das ziemlich entgegen kommen. Sie hätten dadurch genug Zeit, sich ein leckeres Abendessen zu organisieren.

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Beutetier

Pferde stehen in der Nahrungskette eher recht weit unten. Das bedeutet, dass sie gerne von anderen Raubtieren gefressen werden. Zum Beispiel von Raubkatzen, Wildhunden und Bären.
Wobei sich das `gerne´ ausschließlich auf die Raubtiere bezieht. Die Pferde möchten das definitiv nicht.

Daher haben die Pferde eine Überlebensstrategie entwickelt, die sich seit circa 60 Millionen Jahren bewährt hat. Das können nicht viele Tierarten von sich behaupten.

Vom Menschen mit seinen ca. 2 Millionen Jahren Verweildauer auf dieser Welt ganz zu schweigen.
Pferde haben demnach uns gegenüber ungefähr 58 Millionen Jahre Vorsprung in Sachen Lebenserfahrung.

Also zurück zum Pferd.
Um als Beutetier zu überleben, haben sie gemerkt, dass sie dringend eine Herde brauchen. In einer Herde sind sie am sichersten.

„ Hier passt immer jemand auf, so dass ich selber auch entspannt schlafen kann.
Hier kennt sich jemand aus und kann am besten für mich sorgen. Da ist jemand, der die besten Schlafplätze kennt. Jemand, der immer weiß, wo leckeres Gras wächst und frisches Wasser auf uns wartet. Und wenn Gefahr ist, ist da jemand, der einen Plan davon hat, wohin ich laufen muss um nichtgefressen zu werden. Das einzige was ich als Pferd tun muss ist, jemanden aus der Herde auszusuchen. Jemanden der genau das alles kann. Diesem Pferd kann ich vertrauen und machen, was es mir sagt. Denn ich weiß, dass dieses Pferd, mein Leittier, nur und immer das Beste für mich will.
Und ich weiß, dass lange Diskussionen und Widerspruch meinen Tod bedeuten können.“

Also ist es extrem wichtig, überlebenswichtig für die Pferde, mit sehr viel Bedacht gemeinsam das Pferde auszuwählen, welches all diese Eigenschaften hat, die es braucht, um der Herde größtmöglichen Schutz und Führung zu bieten.


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Und wie wählen die Pferde ihre Leitstute und ihren Leithengst aus?

Durch Beobachtung, Spiele und Wettkampf finden sie das Tier, das genau die wichtigen Eigenschaften hat, die es braucht, um die Herde gut anzuführen und beschützen zu können.

Wie also sollte ein Leittier sein?

Schnell, mutig, aber auch vorsichtig, laut und auch leise, achtsam, umsichtig, ausdauernd, verantwortungsvoll, mitfühlend, gerecht, fürsorglich, erfahren, stark, selbstbewusst und selbstsicher, entschlossen, entscheidungsfreudig, einfühlsam, durchsetzungsfähig

Die Leitstute folgt ihrem Weg. Aber immer zum Wohle der Herde

Und selbstverständlich ist es überlebenswichtig, dass die Herde immer sicher sein kann, dass ihr Leittier noch fit ist. Noch all die wichtigen Eigenschaften verfügbar hat.
Deshalb wählen die Pferde nicht alle 4 Jahre ihr Leittier, ihre Wegbestimmer*In, sondern sie beobachten und testen sie jeden Tag aufs Neue.

„ Wie geht es Dir? Wie fit und gesund bist Du? Hast du es noch drauf, uns zu führen und zu beschützen?„

Deshalb ist es auch so eine große Herausforderung für uns, unseren Pferden die gewünschte und gesuchte Beschützer*In zu sein.
Wir müssen uns nicht nur einmal diese Stellung erarbeiten, sondern jeden Tag aufs Neue.

Jeden Tag aufs Neue möchten die Pferde von uns all die wunderbaren Eigenschaften
eines Leittieres sehen:

Schnell, mutig, aber auch vorsichtig, laut und auch leise, achtsam, umsichtig, verantwortungsvoll, mitfühlend, gerecht, fürsorglich, erfahren, ausdauernd, stark, selbstbewusst und selbstsicher, entschlossen, entscheidungsfreudig, einfühlsam, durchsetzungsfähig

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WOW! Wie soll ich das denn schaffen?“

Naja, langsam, Schritt für Schritt, Tag für Tag. Ehrlich und ausdauernd. Und vor allem zuversichtlich.
Denn ich bin davon überzeugt, dass all diese wunderbaren Eigenschaften schon von Anfang an, sozusagen ab Werk, in uns angelegt sind. Sie sind nur noch nicht alle aktiviert.

Ich habe da immer so ein Bild von einem Schaltpult vor mir. Jede Menge kleine Leuchtelämpchen.
Über jedem Lämpchen steht der Name einer Eigenschaft. Viele Lämpchen leuchten schon.
Aber einige wollen noch angeknipst werden. Andere leuchten sehr stark.

Wie zum Beispiel, wenn das Mut-Lämpchen ganz stark leuchtet und das Achtsamkeits-Lämpchen noch dunkel ist, dann kann es gefährlich werden. Denn mutig macht man alle möglichen Dinge, aber die
Gefahr sieht man womöglich nicht.
Da ist es dann wunderbar, wenn wir unser Achtsamkeits-Lämpchen stärker und heller werden lassen.

Und dabei können uns die Pferde gut helfen.
Da sie all unsere Eigenschaften so schnell erkennen, und uns mit ihrem Verhalten darauf hinweisen,
können wir zusammen mit den Pferden mit der Zeit ein Eigenschafts-Lämpchen nach dem anderen
anknipsen. Und auf diese Weise zu einer immer besseren Wegbestimmer*In und Beschützer*In werden.

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